Zwei Millionen Euro für den Verlust von 70 Parkplätzen

Breite Wege und ein großes Rondell prägen den Pocket-Park an der Kannengießerstraße. Foto: BiF
Breite Wege und ein großes Rondell prägen den Pocket-Park an der Kannengießerstraße. Foto: BiF

Ein kritischer Blick auf Braunschweigs ersten innerstädtischen Pocket-Park

Die Eröffnung des Pocket-Parks an der Kannen­gie­ßer­straße steht bevor. Deswegen hat „Braun­schweig im Focus“ schon einmal einen Blick auf das noch von einem Gitter geschützte Areal geworfen. Hat sich die Inves­ti­tion von rund zwei Millionen Euro und der Verlust von 70 Parkplätzen wirklich gelohnt? Die erste Anmutung an einem zugegeben tristen Herbsttag lässt das nicht zwingend erwarten und eher die Vermutung aufkommen, dass es sich um das Ergebnis von Symbol­po­litik unter dem Deckmantel des Klima­schutzes handelt, das den Autover­kehr weiter aus der Innen­stadt drängen soll. Für das Parken hatte die Stadt jährlich rund 170.000 Euro an Gebühren einge­nommen.

Wir zitieren an dieser Stelle aus der Ratsvor­lage aus dem September 2023, die die Zielset­zung des Pocket-Parks beschreibt: „Der Struk­tur­wandel in der Innen­stadt sowie sich weiter verschlech­ternde klima­ti­sche Rahmen­be­din­gungen, die eine zuneh­mende Überhit­zung der stark versie­gelten Innen­städte zur Folge haben, bestimmen mehr denn je die städti­sche Zielstel­lung, der Überhit­zung der Innen­stadt etwas entge­gen­zu­setzen …“

Auswirkungen für Anwohner und Innenstadtverkehr

Aber ob die neue „grüne Lunge“ an der Kannen­gie­ßer­straße die Qualität hat, das Makro­klima in der Innen­stadt signi­fi­kant zu verbes­sern, ist mindes­tens fraglich. Denn die großen, den öffent­li­chen Raum prägenden, kühlen Schatten spendenden und erheblich CO₂ bindenden Platanen stehen schon seit Jahrzehnten dort und erfüllen den Zweck. Neu sind lediglich Rasen­flä­chen, einige wenige Bäume sowie mit Sträu­chern und Stauden bepflanzte Beete. Vorherr­schend sind dagegen breite Wege sowie ein großes Rondell in der Mitte. Und ins Auge fallen schnell grüne Kugeln, die eher an künst­liche Buchs­bäume erinnern, denn an Spiel­ge­räte für Kinder, die sie sein sollen.

Angesichts der abgeschie­denen Lage mit geringer Fußgän­ger­fre­quenz stellt sich zudem die Frage, wer den Pocket-Park und die Sitzge­le­gen­heiten in Zukunft nutzen wird. Selbst im Rathaus gibt es Befürch­tungen, dass sich dort perspek­ti­visch nicht unbedingt Kinder mit Familien dauerhaft gut aufge­hoben fühlen könnten. Und natürlich wird der Pflege­auf­wand recht hoch sein. Die mangelnde Pflege der Grünflä­chen war bereits in diesem Sommer ein strit­tiges Thema. Es wird sich also lohnen, auch künftig die Entwick­lung von Braun­schweigs umstrit­tenen ersten Pocket-Park kritisch zu begleiten.

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