Ablösung des Geschäftsführers scheint überfällig
● Desaster mit Rekorddefizit
● Sanierungsfall braucht Neustart
Angesichts des Rekorddefizits von mehr als 76 Millionen Euro in der jüngsten Bilanz des Städtischen Klinikums ist der Geschäftsführer Dr. Andreas Goepfert massiv in die Kritik geraten. Nach einem Bericht der Braunschweiger Zeitung (BZ) über Beraterhonorare in Höhe von 66 Millionen Euro in den vergangenen Jahren ist die Frage nach der grundsätzlichen Eignung Goepferts für die Führung einer Klinik dieser Größenordnung laut geworden. Darüber hinaus wird in dem Bericht die unübersehbare Nähe zu einer Beratergesellschaft thematisiert. Die Stadtverwaltung hat mittlerweile „hausgemachte Fehler“ erkannt und will deswegen zur Korrektur einen zweiten Geschäftsführer mit ausgewiesener Kompetenz in Finanzfragen auf Augenhöhe mit Goepfert einstellen.
Experten halten die Berufung eines zweiten Geschäftsführers unter den gegebenen Umständen allerdings für keine gute Idee. Wie Insider berichten, soll Goepfert intern bereits deutlich gemacht haben, dass ein zweiter Mann nur unter ihm und keinesfalls neben ihm arbeiten könne. Damit sei schon im Vorfeld Konfliktpotenzial deutlich geworden. Angesichts der dramatischen Situation des Klinikums sei es zudem schwierig, überhaupt einen geeigneten Kandidaten zu finden, der willens wäre, mit Goepfert zusammenzuarbeiten. Goepfert eilt der Ruf voraus, nicht teamfähig zu sein. Wegen „schlechter Führungskultur“, so die BZ, liefen in den vergangenen Jahren bereits mehrere Hundert Angestellte des Klinikums frustriert davon.
Personalrochaden oder klarer Schnitt?
Um nicht in einen lähmenden Schwebezustand mit Goepfert zu geraten, halten Experten die sofortige Trennung und eine Interimslösung mit einem Sanierer für den besten Weg, um in Ruhe nach einem neuen Geschäftsführer suchen zu können. Goepferts Vertrag läuft noch bis zum 31. Dezember 2027. Das ist zu lange, als dass sich die Stadt ihn angesichts weiter steigender Millionen-Defizite leisten könnte. Es ist zu befürchten, dass das jährliche Defizit bis 2029 auf 100 Millionen Euro ansteigen wird, wenn es weiterhin solche dramatischen Abweichungen zwischen Plan und Ergebnis geben wird.
Wie lange will sich Oberbürgermeister Thorsten Kornblum das Debakel also noch anschauen, bevor er endlich eingreift. Einflussnahme wäre frühzeitig schon vor Jahren nötig und möglich gewesen. Offensichtlich war der Aufsichtsratsvorsitzende Christian Geiger nicht in der Lage dazu. Wie sonst sind eine neue, für Außenstehende eher unverständliche Beschilderung, ein neuer Markenauftritt samt Logo, Geschirr, Kittel und mehr in Millionenhöhe in so heftigen Krisenzeiten zu erklären
Auch bei seiner vorherigen Station beim Klinikum in Ansbach hatten die Kontrollgremien den rosigen Prophezeiungen von Andreas Goepfert blind vertraut, obwohl sich so gut wie keine der Prognosen erfüllte und die Beraterhonorare ebenfalls horrend waren. Das dortige Desaster wurde allerdings erst nach seinem vorzeitigen Abgang offenbar und seiner Nachfolgerin zum Verhängnis.