Teile des Klosterguts Riddagshausen sollen mit großem Gewinn verkauft werden
● 1979 für eine D-Mark erworben
● Sanierungen nicht erledigt
Auf dem Klostergang in Riddagshausen stehen offenbar einschneidende Veränderungen kurz bevor, die die Stadt beim Verkauf des ehemaligen Gutshofs im Jahr 1979 für eine D‑Mark an die Volkswagen AG nicht gewollt hatte und die in Riddagshausen nicht auf Gegenliebe stoßen. VW übernahm seinerzeit mit dem Erwerb des Klostergurts alle dazugehörigen Rechte und Pflichten. Durch den jetzigen Verkauf von Erbbaurechten der maroden Gebäude Klostergang 51 und 51 B will sich Volkswagen jetzt seiner vertraglich vereinbarten Verpflichtung zur Denkmalpflege entledigen.
Bitte lesen Sie auch diesen Artikel zum Thema, helfen Sie mit, diskutieren Sie mit und sagen Sie es weiter – damit das Klostergut Riddagshausen in seiner Gesamtheit erhalten bleibt.
Volkswagen hatte 1980 vertragsgemäß das Management-Marketing-Institut (MMI) mit Parkgarage errichtet. Mehrere Veröffentlichungen aus jener Zeit belegen den Konsens von Stadt Braunschweig, VW und der damaligen Bürgerschaft Riddagshausen (heute Förderverein Riddagshausen), den besonderen Wert der Liegenschaft zu erhalten und eine Zersplitterung der Eigentümer zu verhindern. Im Grundbuch war für die Erbbaurechte eine Nutzungsbeschränkung der Stadt Braunschweig für eine Bildungs- und Tagungsstätte eingetragen worden (14. Februar 1984). Bei einer anstehenden Veräußerung des Erbbaurechts für die Liegenschaften sollten Bewerber bei Abgabe eines Kaufangebots ein detailliertes Nutzungskonzept vorlegen. Eine mögliche Wohnnutzung auf dem Klostergang ist also kritisch zu sehen. Die Stadt unternimmt jedoch keinerlei Anstalten, die Nutzungsbeschränkung durchzusetzen.
Geplante Veräußerung: Vertragsbruch oder legitimer Schritt?
Die zum Verkauf angebotenen Häuser stehen seit langer Zeit leer und verwahrlosen zusehends, ohne dass Volkswagen an ihrer Instandsetzung oder ihrem Schutz interessiert gewesen wäre. Der Denkmalschutz der Stadt Braunschweig verlangte mehrfach ein Sanierungskonzept, doch VW wurde nicht aktiv. Jetzt streicht VW einen erheblichen Gewinn aus der Transaktion ein. Trotz einiger Initiativen bestand Jahrzehnte nach dem gemeinsamen Bekenntnis weder bei der Stadt noch bei Volkswagen Interesse daran, dass Klostergut Riddagshausen in seiner Gesamtheit und in seiner gemeinnützigen Struktur zu bewahren.
Dabei gibt es ein gutes Beispiel, wie eine Rettung hätte gelingen können. Mit vereinten Kräften fanden 2013 schon einmal die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, die Evangelische Stiftung Neuerkerode und die Richard Borek Stiftung einen Weg, um denkmalgeschützte Gebäude wie Klosterkirche, Gaststätte „Grüner Jäger“, Jägerhof in der Buchhorst oder die sogenannte Lange Reihe in Riddagshausen von ihrem Sanierungsstau zu befreien. Ein vergleichbares Konzept hätte das ehemalige Klostergut in Gänze auch diesmal gemeinnützig erhalten können.