Verleihung kurz vor der Kommunalwahl 2026: Dennis Schröder wäre Braunschweigs erster Ehrenbürger aus dem Sport
Dennis Schröder ist ein herausragender Basketballspieler. Er führte die deutsche Nationalmannschaft als Kapitän 2023 zum Weltmeistertitel und in diesem Jahr zum Europameistertitel. Zurecht wurden die sportlichen Leistungen Schröders (Sacramento Kings) jeweils mit einem Empfang im Altstadtrathaus gewürdigt. Vor zwei Jahren trug sich der sympathische und längst geerdete gebürtige Braunschweiger ins Goldene Buch der Stadt ein. In diesem Jahr wurde die Sporthalle seiner ehemaligen Schule, die IGS Franzsches Feld, in Dennis-Schröder-Halle umbenannt. Im vergangenen Jahr erhielt er zudem die Sportmedaille der Stadt, die höchste Auszeichnung der Stadt im Sport. Das ist eine Fülle großartiger Ehrungen für einen jungen Sportler, dessen Karriere noch lange nicht beendet ist.
In einer Reihe mit Gauß und Büssing
Doch jetzt soll das nicht genug sein: Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (SPD) will den Basketballer auch noch zum Ehrenbürger machen. Schröder wäre der erste Sportler und der mit Abstand Jüngste, dem diese Ehre zuteilwürde. Dennis Schröder stünde in einer Reihe mit dem Mathematiker Carl Friedrich Gauß, dem Schriftsteller Wilhelm Raabe, dem Unternehmer Heinrich Büssing, dem großen Sozialdemokraten Otto Bennemann oder dem Holocaust-Überlebenden Sally Perel. Sie alle wurden für ihre großartigen Lebensleistungen ausgezeichnet. In dem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob die Ehrenbürgerwürde für einen 32 Jahre alten Sportler trotz seiner bemerkenswerten Identifikation mit seiner Heimatstadt wirklich jetzt schon angemessen ist.
Bereits beim Empfang Schröders auf dem Balkon des Altstadtmarkts monierten Leser der Braunschweiger Zeitung, dass sich Oberbürgermeister Kornblum unangemessen selbst in den Mittelpunkt gestellt habe. „Er hätte dort auf keinen Fall die ganze Zeit direkt in der Mitte stehen müssen. Da gehörte Dennis Schröder hin“, schrieb eine Leserin. „Hunderte Fans hielten Kameras und Handys nach oben, um nun vielleicht ein Foto machen zu können, auf dem Dennis Schröder in der Bildmitte den mitgebrachten EM-Pokal in die Höhe halten würde. Ein solches Bild hätte auch gut auf die Titelseite der Zeitung gepasst! Leider hatte er keine Gelegenheit dazu, denn Herrn Kornblum war offenbar in dieser Situation nicht bewusst, wer hier der wahre Star ist …,“ merkte ein anderer Leser an.
Sonnen im Glanze anderer
Offenbar sonnt sich der noch amtierende Oberbürgermeister gerne im Glanze anderer und hofft, dass etwas davon auf ihn abstrahlt. Vielleicht also ist die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Dennis Schröder gar politisches Kalkül und der Europa- und Weltmeister soll als Testimonial für den im Wahlkampf befindlichen Sozialdemokraten dienen. Weil Dennis Schröder bei den Sacramento Kings in der nordamerikanischen Liga National Basketball Association (NBA) unter Vertrag steht und die dicht getaktete Saison bis April plus Play-Offs dauert, wäre eine Verleihung der Ehrenbürgerwürde also frühestens im Sommer nächsten Jahres möglich. Das wäre dann, unmittelbar vor der Kommunalwahl im September 2026, bei der sich Kornblum zur Wiederwahl stellt.
Nach der Verkündung seines Ansinnens, Dennis Schröder mit der Ehrenbürgerwürde zu ehren, führte Kornblum als Beispiel Philipp Lahm an, der mit 35 Jahren im Jahr 2019 Ehrenbürger Münchens wurde. Seine aktive Laufbahn hatte er da allerdings schon zwei Jahre zuvor beendet. Als Kapitän hatte er den FC Bayern 2013 zum Champions-League-Titel geführt, absolvierte insgesamt 517 Pflichtspiele für den Rekordmeister, gewann acht deutsche Meisterschaften, sechs DFB-Pokale, dreimal den deutschen Supercup und einmal die FIFA-Klub-WM. Mit der Nationalmannschaft wurde er 2014 Weltmeister. Es waren also in erster Linie herausragende Leistungen für einen Münchner Klub.

Fehlanzeige für Schumacher und Nowitzki
Lahm war Münchens erster und bislang einziger Ehrenbürger aus dem Sport. Andere Städte sind stringenter bei der Verleihung ihrer höchsten Auszeichnung: Der siebenfache Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher ist kein Ehrenbürger von Kerpen, der ehemalige NBA-Champion Dirk Nowitzki nicht von Würzburg, die ehemalige Schwimm-Weltrekordlerin und Weltmeisterin Franziska van Almsick nicht von Berlin. Selbst die Fußball-Lichtgestalt Franz Beckenbauer wurde die Ehre in München nicht gewährt. Und die achtmalige Dressur-Olympiasiegerin sowie neunfache Weltmeisterin Isabel Werth wurde wie Lahm erst nach ihrer aktiven Laufbahn im Alter von 55 Jahren zur Ehrenbürgerin der Stadt Rheinberg.
Das Ehrenbürgerwürde kann nach Paragraph 29 des Niedersächsischen Kommunlaverfassungsgesetzes an Personen verliehen werden, die sich für die Gemeinde besonders verdient gemacht haben. In Braunschweig wurde die erste Ehrenbürgerwürde schon 1838 vergeben, seither sind es gerade einmal 40 sehr sorgsam ausgewählte Persönlichkeiten gewesen, denen diese Ehre zuteilwurde.










