Forderung: Bahnstadt, Pocket-Parks und Velorouten stoppen
● Alles auf Pump finanziert
● Schuldenspirale durchbrechen
Der Beifall war ihm gewiss, als er beim Sommerfest der Stadt im Innenhof des Rathauses vollmundig Großes ankündigte. 600 Millionen Euro sollen in den kommenden fünf Jahren allein für Schulen, Kindertagesstätten und Jugendeinrichtungen ausgegeben werden. SPD-Oberbürgermeister Thorsten Kornblum war in seinem Element. Leuchtturmprojekte wie das „Haus der Musik“, die Neugestaltung des Hagenmarkts oder den Pocket- Park in der Kannengießerstraße habe er angestoßen. Was die Zuhörer damals noch nicht wussten, die Stadt steht vor einem finanziellen Desaster.
Finanzielle Schieflage: Stadt vor dem Haushalts-Desaster
Maximilian Pohler, Kreisvorsitzender der CDU und Ratsherr, legt den Finger in die Wunde: „Jedes Privatunternehmen hätte längst Insolvenz anmelden müssen. Es ist nicht mehr die Zeit für Luxusprojekte.“ Wichtige und bereits begonnene Projekte müssten noch umgesetzt werden, aber Zukunftsprojekte, die nicht zwingend erforderlich sind wie die Bahnstadt, weitere Pocket-Parks oder Velorouten, die zusammen mehrere 100 Millionen Euro verschlingen würden, müssten jetzt auf Eis gelegt werden. „Auch wenn Fördersummen in Aussicht stehen, bleibt ein erheblicher Teil an Eigenfinanzierung. Den kann sich die Stadt aber nicht mehr leisten“, sagt er. In die fatale Schuldenspirale sei die Stadt auch durch Prozessverzögerungen, Fehlentscheidungen und Investitionen zum falschen Zeitpunkt geraten. Einige Beispiele:




Aktuell wird die Stadthalle für rund 140 Millionen Euro saniert. Ursprünglich sollte im Jahr 2018 das meiste schon erledigt sein und 2021 Wiedereröffnung gefeiert werden. Damals wurde noch mit rund 58 Millionen Euro geplant, also mit weniger als der Hälfte. Viel Zeit ist ins Land gegangen, die Baukosten sind explodiert. Angestrebt wird jetzt zusätzlich, das ehemalige Karstadt-Einrichtungshaus in ein „Haus der Musik“ umzuwandeln. Für das „Haus der Musik“ sind insgesamt 120 Millionen Euro veranschlagt. Der städtische Anteil beläuft sich auf rund 64 Millionen Euro. Dabei handelt es sich um reine Investitionskosten. Jährlich anfallende Betriebskosten sind nicht berücksichtigt. Braucht die Stadt wirklich weitere Konzertsäle, wenn die Stadthalle saniert ist?
CDU fordert Kurswechsel: Prioritäten neu setzen
Seitdem das Sturmtief Xavier im Oktober 2017 auf dem Hagenmarkt gewütet hat, war die Sanierung des Platzes vorgesehen. Bis zum Baustart hat es sieben Jahre gedauert. Die Kosten sind auf mehr als sieben Millionen Euro gestiegen und haben sich damit verdoppelt. Weitere Steigerungen sind zu erwarten. Gleiches gilt für den Pocket-Park an der Kannengießerstraße. Nach aktueller Schätzung sollen zwei Millionen Euro für die Vernichtung wertvollen Parkraums in der Innenstadt ausgegeben werden.
Kritikwürdig ist auch die Sanierung des Großen Sitzungssaals im Rathaus. Fünf Millionen Euro sind für das Aufhübschen von Decken, Wänden, Fußböden und Holzflächen vorgesehen. Dazu kommt noch die Installation einer neuen Belüftung. Summa summarum dürfte damit für die Sanierung ein zweistelliger Millionenbetrag anfallen. Ob das die Bürger gutheißen, ist mehr als fraglich.