Großer Erfolg für Braunschweig

Dr. Gert Hoffmann (links) und Tobias Henkel 2017 vor der Villa Gerloff, dem Sitz der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz
Dr. Gert Hoffmann (links) und Tobias Henkel 2017 vor der Villa Gerloff, dem Sitz der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz. ©Peter Sierigk

Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz errichtet

● Hoffmann und Henkel gewählt
● Differenzen mit Landesregierung

Im Frühjahr 2005 wurde der damaligen Braun­schweiger Oberbür­ger­meister Dr. Gert Hoffmann erster Präsident der neuen Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz (SBK). Folge­richtig, denn Hoffmann hatte die neue Insti­tu­tion zwei Jahre zuvor angeregt, nachdem die damalige Landes­re­gie­rung die Abschaf­fung der Bezirks­re­gie­rung Braun­schweig angekün­digt hatte. Das Kappen der Klammer der regio­nalen Gebiets­kör­per­schaften war im Braun­schweiger Land kritisch gesehen worden. Hoffmann forderte daher eine Kompen­sa­tion in Form einer neuen Stimme und Reprä­sen­tanz des alten Braun­schweiger Landes.

Gründung der SBK: Reaktion auf politische Veränderungen

Angestrebt wurde dann die Bündelung des Braun­schwei­gi­schen Kloster- und Studi­en­fonds sowie der Braun­schweig-Stiftung, beide waren bis dahin von der Bezirks­re­gie­rung verwaltet worden. Ein von der damaligen Landtags­ab­ge­ord­neten Heide­marie Mundlos initi­ierter Beschluss des CDU-Landes­par­tei­tages Braun­schweig brachte die Sache politisch auf den Weg. Ende 2004 beschloss der Landtag das entspre­chende Gesetz.

Mit der Wahl Hoffmanns zum Präsi­denten nahm die SBK rasch Fahrt auf. Auf Empfeh­lung des damaligen CDU-Kreis­vor­sit­zenden Dr. Bernd Huck wurde Tobias Henkel der erste Direktor. Der gebürtige Braun­schweiger war zuvor Justiziar des Bundes­ver­bandes der Deutschen Stiftungen. Neben seinen juris­ti­schen Fähig­keiten verfügte Henkel über hohe kultu­relle Kompetenz. Hoffmann und Henkel stellten sich als ein ideales Paar an der Spitze dieser bald als unersetz­lich angese­henen Einrich­tung dar und entwi­ckelten viele Aktivi­täten.

So umtriebig hatte sich die Landes­re­gie­rung die neue Insti­tu­tion wohl nicht gewünscht. Konflikte waren vorpro­gram­miert. Als 2008 Pläne bekannt wurden, das Braun­schwei­gi­sche Landes­mu­seum in die Kultur­ver­wal­tung des Landes einzu­binden, kriti­sierten Hoffmann und sein Stiftungsrat das Land scharf. Ein von der SBK in Auftrag gegebenes Rechts­gut­achten bestä­tigte ihre Auffas­sung. Das Landes­mu­seum zähle zu den in der Verfas­sung gesicherten Braun­schwei­gi­schen Insti­tu­tionen und müsse unabhängig bleiben. Das Land gab die Pläne daraufhin auf. Die SBK gewann an Gewicht. Etwas überzeichnet kam dies in einem Bericht der Braun­schweiger Zeitung unter der Überschrift „Das heimliche Parlament“ mit Hinblick auf den prominent besetzten Stiftungsrat.

Konflikte mit der Landesregierung

Die Stiftung gab mit dem „Vier Viertel Kult“ bald ein eigenes, viel beach­tetes publi­zis­ti­sches Organ heraus und forcierte Öffent­lich­keits­ar­beit und Werbung für das Braun­schweiger Land. Der Landes­rech­nungshof rügte 2016 das aus seiner Sicht nicht mehr vom Gesetz gedeckte Vorgehen der SBK. Er sah darin einen „Paradig­men­wechsel“. Präsident Hoffmann setzte sich zur Wehr und erhielt Rücken­de­ckung etwa von der
Braun­schweiger Zeitung. Unter der Überschrift „Fort mit dem Gängel­band“ schrieb sie: „Wer die SBK zur Vermö­gens­ver­wal­tung degra­dieren will, wer ihr die Gestal­tungs­mög­lich­keiten aus der Hand zu nehmen versucht, verkennt den Stiftungs­zweck in seinem besten Sinn.“ Nach einem nervigen Hin und Her hatte sich die Stiftung schließ­lich erneut behauptet.

2017 übergab Hoffmann die Präsi­dent­schaft an seinen Nachfolger im Amt des Oberbür­ger­meis­ters, Ulrich Markurth. Die damalige Wissen­schafts­mi­nis­terin Gabriele Heinen-Kljajić dankte Hoffmann und meinte, er sei bei allen politi­schen Unter­schieden, auf jeden Fall ein kluger und strate­gi­scher Denker für die Region gewesen. Auch Markurth dankte Hoffmann für zwölf Jahre heraus­ra­gendes, ehren­amt­li­ches Engage­ment. Er habe das Braun­schwei­gi­sche kraftvoll inter­pre­tiert. Ulrich Markurth wahrt seither die Konti­nuität mit braun­schwei­gi­schem Herzblut.

Mit großem Bedauern wurde 2021 zur Kenntnis genommen, dass der beliebte Henkel in gleicher Position zur größeren Evange­li­schen Stiftung Neuerke­rode wechselte und damit auch ein Einschnitt bei der SBK erfolgte. Die neue Direk­torin Maria-Rosa Berghahn war bald nach ihrem Amtsan­tritt 2022 umstritten und von der Akzeptanz Henkels weit entfernt. Unter ihrer Führung gab es bereits einige heftig kriti­sierte Entschei­dungen.

Mit der Gründung der neuen Stiftung vor 20 Jahren hat das Braun­schweiger Land jeden­falls eine Einrich­tung bekommen, aus der sich viel machen lässt und die das Braun­schweiger Land vom Grundsatz her gestärkt hat. Vorschläge von Staats­se­kretär a. D. Professor Lothar Hageböl­ling harren noch der Umsetzung.

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