Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz errichtet
● Hoffmann und Henkel gewählt
● Differenzen mit Landesregierung
Im Frühjahr 2005 wurde der damaligen Braunschweiger Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann erster Präsident der neuen Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (SBK). Folgerichtig, denn Hoffmann hatte die neue Institution zwei Jahre zuvor angeregt, nachdem die damalige Landesregierung die Abschaffung der Bezirksregierung Braunschweig angekündigt hatte. Das Kappen der Klammer der regionalen Gebietskörperschaften war im Braunschweiger Land kritisch gesehen worden. Hoffmann forderte daher eine Kompensation in Form einer neuen Stimme und Repräsentanz des alten Braunschweiger Landes.
Gründung der SBK: Reaktion auf politische Veränderungen
Angestrebt wurde dann die Bündelung des Braunschweigischen Kloster- und Studienfonds sowie der Braunschweig-Stiftung, beide waren bis dahin von der Bezirksregierung verwaltet worden. Ein von der damaligen Landtagsabgeordneten Heidemarie Mundlos initiierter Beschluss des CDU-Landesparteitages Braunschweig brachte die Sache politisch auf den Weg. Ende 2004 beschloss der Landtag das entsprechende Gesetz.
Mit der Wahl Hoffmanns zum Präsidenten nahm die SBK rasch Fahrt auf. Auf Empfehlung des damaligen CDU-Kreisvorsitzenden Dr. Bernd Huck wurde Tobias Henkel der erste Direktor. Der gebürtige Braunschweiger war zuvor Justiziar des Bundesverbandes der Deutschen Stiftungen. Neben seinen juristischen Fähigkeiten verfügte Henkel über hohe kulturelle Kompetenz. Hoffmann und Henkel stellten sich als ein ideales Paar an der Spitze dieser bald als unersetzlich angesehenen Einrichtung dar und entwickelten viele Aktivitäten.
So umtriebig hatte sich die Landesregierung die neue Institution wohl nicht gewünscht. Konflikte waren vorprogrammiert. Als 2008 Pläne bekannt wurden, das Braunschweigische Landesmuseum in die Kulturverwaltung des Landes einzubinden, kritisierten Hoffmann und sein Stiftungsrat das Land scharf. Ein von der SBK in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten bestätigte ihre Auffassung. Das Landesmuseum zähle zu den in der Verfassung gesicherten Braunschweigischen Institutionen und müsse unabhängig bleiben. Das Land gab die Pläne daraufhin auf. Die SBK gewann an Gewicht. Etwas überzeichnet kam dies in einem Bericht der Braunschweiger Zeitung unter der Überschrift „Das heimliche Parlament“ mit Hinblick auf den prominent besetzten Stiftungsrat.
Konflikte mit der Landesregierung
Die Stiftung gab mit dem „Vier Viertel Kult“ bald ein eigenes, viel beachtetes publizistisches Organ heraus und forcierte Öffentlichkeitsarbeit und Werbung für das Braunschweiger Land. Der Landesrechnungshof rügte 2016 das aus seiner Sicht nicht mehr vom Gesetz gedeckte Vorgehen der SBK. Er sah darin einen „Paradigmenwechsel“. Präsident Hoffmann setzte sich zur Wehr und erhielt Rückendeckung etwa von der
Braunschweiger Zeitung. Unter der Überschrift „Fort mit dem Gängelband“ schrieb sie: „Wer die SBK zur Vermögensverwaltung degradieren will, wer ihr die Gestaltungsmöglichkeiten aus der Hand zu nehmen versucht, verkennt den Stiftungszweck in seinem besten Sinn.“ Nach einem nervigen Hin und Her hatte sich die Stiftung schließlich erneut behauptet.
2017 übergab Hoffmann die Präsidentschaft an seinen Nachfolger im Amt des Oberbürgermeisters, Ulrich Markurth. Die damalige Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajić dankte Hoffmann und meinte, er sei bei allen politischen Unterschieden, auf jeden Fall ein kluger und strategischer Denker für die Region gewesen. Auch Markurth dankte Hoffmann für zwölf Jahre herausragendes, ehrenamtliches Engagement. Er habe das Braunschweigische kraftvoll interpretiert. Ulrich Markurth wahrt seither die Kontinuität mit braunschweigischem Herzblut.
Mit großem Bedauern wurde 2021 zur Kenntnis genommen, dass der beliebte Henkel in gleicher Position zur größeren Evangelischen Stiftung Neuerkerode wechselte und damit auch ein Einschnitt bei der SBK erfolgte. Die neue Direktorin Maria-Rosa Berghahn war bald nach ihrem Amtsantritt 2022 umstritten und von der Akzeptanz Henkels weit entfernt. Unter ihrer Führung gab es bereits einige heftig kritisierte Entscheidungen.
Mit der Gründung der neuen Stiftung vor 20 Jahren hat das Braunschweiger Land jedenfalls eine Einrichtung bekommen, aus der sich viel machen lässt und die das Braunschweiger Land vom Grundsatz her gestärkt hat. Vorschläge von Staatssekretär a. D. Professor Lothar Hagebölling harren noch der Umsetzung.