Gift für das „Mädchen mit dem Weinglas“

„Das Mädchen mit dem Weinglas“ von Johannes (Jan) Vermeer.
„Das Mädchen mit dem Weinglas“ von Johannes (Jan) Vermeer. © Herzog Anton Ulrich Museum

Fehlende Klimatisierung bedroht weltberühmte Gemälde

● Carsten Müller setzt sich ein
● Dringender Handlungs­be­darf

Das Herzog Anton Ulrich-Museum (HAUM) zählt zu jenen Orten in Braun­schweig, die jedem Städte­tou­risten als dringender Ratschlag für einen Rundgang durch Braun­schweig mit auf den Weg gegeben werden. Vielleicht als Nummer zwei nach dem Burgplatz mit dem Löwen, aber doch mit der überaus stolzen Bemerkung ergänzt: „Ist ja schließ­lich der Louvre des Nordens“. Doch der Glanz verblasst: Wegen einer fehlenden Klima­ti­sie­rung drohen die Stars der Ausstel­lung ernst­hafte Schäden davon­zu­tragen, die um ein Vielfa­ches teurer würden als zügige Abhilfe. Aber das Land ziert sich, wie Braun­schweigs CDUBun­des­tags­ab­ge­ord­neter Carsten Müller kriti­siert.

Weltberühmte Gemälde in Gefahr – Klimaprobleme im HAUM

Gemälde wie Vermeers „Das Mädchen mit dem Weinglas“ (um 1658/59), Rembrandts „Famili­en­bild“ (um 1665 – 1668) oder „Judith mit dem Haupt des Holofernes“ (um 1616/18) von Rubens sind klima­ti­schen Bedin­gungen ausge­setzt, die dem Erhalt dieser Kunst­werke von Weltgel­tung abträg­lich sind. Das war von Anfang an kritik­würdig. Jetzt aber besteht dringender Handlungs­be­darf. Das Haus wurde von 2008 bis 2016 für 40 Millionen Euro saniert. Es wurde aus heutiger Sicht schlicht und ergrei­fend am falschen Ende gespart.

„Das rächt sich jetzt. Es führt dazu, dass die Sommer­mo­nate von dauerhaft überhöhten Innen­tem­pe­ra­turen von mehr als 30 Grad geprägt sind. Dazu kommen gravie­rende Schwan­kungen der Raumluft­feuchte. Das ist Gift für die Gemälde. Für die ausge­stellten Kunst­werke ist diese Situation verhee­rend. Sie führt zu Schädi­gungen der Exponate“, sagt Braun­schweigs CDU-Bundes­tags­ab­ge­ord­neter Carsten Müller. Er hat die Initia­tive ergriffen und sowohl den Finanz­mi­nister Nieder­sach­sens, Gerald Heere (Grüne), und den Minister für Wissen­schaft und Kultur, Falko Mohrs (SPD), aufge­for­dert, umzudenken und endlich für Abhilfe zu sorgen. Das HAUM ist eines der drei Landes­mu­seen in Braun­schweig.

Im Herzog Anton Ulrich-Museum fehlt eine erforderliche Klimatisierung.
Im Herzog Anton Ulrich-Museum fehlt eine erfor­der­liche Klima­ti­sie­rung.

Die Museums­lei­tung hatte bereits im Jahr 2019 auf Eigen­ver­an­las­sung ein Klima­gut­achten in Auftrag gegeben, um Lösungs­vor­schläge aufzu­zeigen. Kern des darauf basie­renden aktuellen Förder­an­trags ist die Instal­la­tion eines außen­lie­genden Sonnen­schutzes sowie die Nachrüs­tung einer Kühlfunk­tion in den bestehenden Lüftungs­an­lagen. Die Förder­summe des Antrags in Höhe von 1,3 Millionen Euro wurde aller­dings vom Nieder­säch­si­schen Landesamt für Bau und Liegen­schafen (NLBL) in Abstim­mung mit dem Nieder­säch­si­schen Finanz­mi­nis­te­rium beträcht­lich gekürzt.

Carsten Müller fordert schnelle Lösung für den Erhalt der Kunstwerke

„Leider gefährdet die massive Kürzung der Förder­summe die Umsetzung der klima­ver­bes­sernden Maßnahmen“, heißt es in dem Schreiben an Minister Mohrs. Minister Heere fordert Müller auf, eine erneute Prüfung des Förder­an­trags unter beson­derer Berück­sich­ti­gung des Schutzes der bedeu­tenden Kunst­werke vorzu­nehmen. „Nur die Verbes­se­rung der klima­ti­schen Bedin­gungen im Museums­ge­bäude sichert den Erhalt der Ausstel­lung für die Öffent­lich­keit“, schreibt Müller.

Das heutige HAUM war 1754 das erste öffent­liche Museum auf dem europäi­schen Kontinent. Carl I. öffnete damals seine Kunst- und Wunder­kammer für die Bevöl­ke­rung. Benannt ist das Museum nach einem seiner Vorgänger, Herzog Anton Ulrich von Braun­schweig-Lüneburg. Er war der leiden­schaft­liche Kunst­sammler. Das jetzige Gebäude wurde 1887 eröffnet.

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