Für Fritz Bauer muss nun der Hintereingang reichen

Der neue, sogenannte Fritz-Bauer-Platz kostete den Steuerzahler 150.000 Euro. ©BiF
Der neue, sogenannte Fritz-Bauer-Platz kostete den Steuerzahler 150.000 Euro. ©BiF

Der „Umzug“ des Platzes für den herausragenden Braunschweiger der Nachkriegszeit ist ein Ärgernis

Dem inter­na­tional hoch angese­henen jüdischen Juristen Fritz Bauer (1903 – 1968), der in Braun­schweig von 1950 bis 1956 als General­staats­an­walt beim Oberlan­des­ge­richt Braun­schweig wirkte, auch in Braun­schweig ein Denkmal zu setzen, war mehr als angebracht. Denn Bauer hatte maßgeb­lich zur straf­recht­li­chen Aufar­bei­tung der NS-Verbre­chen beigetragen. Aller­dings ist der Ort, an dem sein Denkmal aufge­stellt wurde, seiner leider nicht würdig.

Denn mit der Enthül­lung des gelun­genen Denkmals wurde auch der sogenannte neue und nicht gelungene „Fritz Bauer-Platz“ einge­weiht. Er ist für viele nur ein Ärgernis. Er verdient den Namen nicht, ersetzt aber den bishe­rigen, großzü­gigen und von der Bevöl­ke­rung anerkannten origi­nalen Fritz-Bauer-Platz zwischen Münzstraße und Dom im Herzen der Innen­stadt. Der neue Platz besteht dagegen mehr oder weniger aus ein paar abgezwackten Parkplätzen, einem Stückchen Gehweg, zwei neuen Beeten, zwei Sitzbänken und eben dem Werk des Hamburger Künstlers Daniel Wolff, der von 2003 bis 2009 Freie Kunst an der HBK Braun­schweig studierte.

Der neue, sogenannte Fritz Bauer Platz (rot gekennzeichnet). ©Stadt Braunschweig, Abteilung Geoinformation
Der neue, sogenannte Fritz Bauer Platz (rot gekenn­zeichnet). ©Stadt Braun­schweig, Abteilung Geoin­for­ma­tion

Haupteingang Bohlweg

Der „Umzug“ des Platzes ist nicht schön­zu­reden und nicht mit dem vorhe­rigen Umzug der General­staats­an­walt­schaft in das neue Justiz­zen­trum, dem ehema­ligen Gebäude der Bezirks­re­gie­rung zwischen Bohlweg und Ruhfäut­chen­platz, zu recht­fer­tigen. Einziger Grund war offenbar der Wunsch der General­staats­an­walt­schaft, die Adresse Fritz-Bauer-Platz 1 behalten zu können und so unter anderem die Brief­bögen nicht ändern zu müssen. Diesem Wunsch hat sich die Politik erstaun­li­cher­weise gebeugt, obwohl die ehrliche Adresse Bohlweg 38 lauten müsste und es in der Entschei­dungs­phase bereits viel Kritik gab.

Unter der Adresse Fritz-Bauer-Platz 1 findet sich lediglich ein Brief­kasten und der Hinter­ein­gang fürs Personal. Der Haupt­ein­gang für die Allge­mein­heit liegt am Bohlweg. Diese Anschrift gibt das Oberlan­des­ge­richt auch auf seiner aktuellen Inter­net­seite korrekt an – im Gegensatz zur General­staats­an­walt­schaft. Und zu allem Überfluss steht das Denkmal auch noch auf dem Grund­stück der Braun­schwei­gi­schen Landes­spar­kasse.

Angesichts der mickrigen Dimension des neuen Platzes und seiner beschei­denen Lage abseits frequen­tierter Laufwege mutet es wie Hohn an, was Oberbür­ger­meister Thorsten Kornblum bei der Einwei­hung erklärte: „Mit der Neuge­stal­tung des Fritz-Bauer-Platzes möchten wir nicht nur die Erinne­rung an einen heraus­ra­genden Juristen und mutigen Kämpfer für Gerech­tig­keit lebendig halten, sondern auch einen einla­denden öffent­li­chen Raum schaffen, der den Menschen in unserer Stadt zugute­kommt, einen Ort der Begegnung und Erinne­rung.“ Den Umbau hat die hoch verschul­dete Stadt den Steuer­zahler rund 150.000 Euro kosten lassen.

Der alte Platz passte

Es ist mehr als schwierig, Kornblums Einschät­zung zu folgen. Schließ­lich gab es bereits einen Fritz-Bauer-Platz, der seinem Namen auch gerecht wurde. Am 11. September 2012 hatte der damalige Oberbür­ger­meister Gert Hoffmann das Straßen­schild „Fritz-Bauer-Platz“ enthüllt. Dieser Platz wurde an der richtigen Stelle nach dem von den Nazis verfolgten Juristen benannt, denn im Altge­bäude des Oberlan­des­ge­richts hatte Bauer einst gewirkt, an der Entste­hung des neuen, 1956 fertig­ge­stellten Gebäudes entschei­dend mitge­wirkt und die bekannte Skulptur „Justizia“ des Künstlers Bodo Kampmann, die prominent an der Eingangs­front angebracht ist, in Auftrag gegeben. Auf diesem Ort hätte das Fritz-Bauer-Denkmal einen würdi­geren Standort gefunden, zumal auch Bauers Erinne­rungs­tafel dort stehen bleibt.

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