Existenzsorgen durch die Veloroute 4

Die Einfärbung veranschaulicht die mögliche Fahrradstraße. Bei Umsetzung würden Verkehrszeichen regeln.
Die Einfärbung veranschaulicht die mögliche Fahrradstraße. Bei Umsetzung würden Verkehrszeichen regeln. ©GaBS

Keine Bürgerbeteiligung: Geschäftsleute und Praxisinhaber in Not

● Parkplätze fallen weg
● Vorschlag: Fahrradstraße

Die umstrit­tene Veloroute 4 vom Schöp­pen­stedter Turm bis zum Schloss­platz bedroht im Abschnitt Museumstraße/Helmstedter Straße zwischen Georg-Eckert-Straße und Kasta­ni­en­allee nach Aussagen der Inter­es­sen­ge­mein­schaft „Gemeinsam auf Braun­schweigs Straßen“ (GaBS) ansässige Gewer­be­trei­bende, Geschäfts­leute und Praxis­in­haber wegen der wegfal­lenden Parkplätze und Halte­mög­lich­keiten in ihrer Existenz. Sie fordern daher von Verwal­tung und Politik angesichts des nahenden Baustarts ein zügiges Umdenken bei der Planung für dieses Teilstück. Doch dafür wird, obwohl die GaBS sinnvolle Alter­na­tiven aufzeigt und lösungs­ori­en­tiert argumen­tiert, seitens der Stadt bisher keine Bereit­schaft signa­li­siert.

Veloroute 4: Pilotprojekt mit Schattenseiten

„Die Veloroute 4 gilt als Pilot­pro­jekt für das Velorouten-Konzept und soll mit aller Macht und ohne Rücksicht auf Verluste links und rechts durch­ge­zogen werden, weil sie die baulich am leich­testen zu reali­sie­rende Strecke ist. Verwal­tung und Politik verkennen aber, dass gerade von der ersten umgesetzten Veloroute viel für die künftige Akzeptanz des Velorouten-Konzepts abhängt“, sagt Thomas Grigoleit, ein Sprecher der GaBS. In der geplanten Form tauge die Veloroute 4 jeden­falls nicht zum Vorzei­ge­pro­jekt.

Grund­sätz­lich ist die Inter­es­sen­ge­mein­schaft für eine gute und sichere Erreich­bar­keit der Innen­stadt für Radfahrer. Sie moniert aber, dass die Belange von Verkehrs­teil­neh­mern aller Art, auch der Fußgänger, sowie Eigen­tü­mern, Mietern und Gewer­be­trei­benden ebenfalls Berück­sich­ti­gung finden müssten. Das Netz der Velorouten war bereits vor einigen Jahren von unter anderem dem Allge­meinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) entworfen worden. Insgesamt soll es perspek­ti­visch zwölf Strecken von außerhalb in die Innen­stadt geben. Vorge­sehen ist eine üppige Radweg­breite von 2,30 Meter je Richtungs­fahr­bahn. Kosten­punkt allein für diese erste Veloroute 4: knapp drei Millionen Euro.

Kritik an fehlender Bürgerbeteiligung

Die GaBS sieht durch die Planungen zudem erhöhte Unfall­ge­fahr im Bereich Helmstedter Straße/Kastanienallee: Messungen zeigen, dass zurzeit ein Teil des Autover­kehrs stadt­aus­wärts die Helmstedter Straße nutzt, der weitaus größte Teil der Radfah­renden jedoch die Kasta­ni­en­allee. Durch die für die Veloroute vorge­se­hene Sperrung der Abbie­ge­mög­lich­keit für Kraft­fahr­zeuge in die Helmstedter Straße wird es daher zu einer erheb­li­chen Verdich­tung von Auto- und Radver­kehr auf der Kasta­ni­en­allee kommen.

Die Verwal­tung zieht sich stets auf Vorgaben der Politik zurück. Dabei schlägt die GaBS zur Lösung des Problems im Sinne eines gemeinsam genutzten und sicheren Verkehrs­raums eine zwar radika­lere, aber für die betrof­fenen Gewer­be­trei­benden eben nicht existenz­ge­fähr­dende Alter­na­tive vor: Der Abschnitt Museumstraße/Helmstedter Straße soll Tempo-30-Zone und Fahrrad­straße werden.

Blick Helmstedter Straße stadteinwärts mit der Geschäftszeile und den nach bisherigem Plan wegfallenden Parkplätzen.
Blick Helmstedter Straße stadt­ein­wärts mit der Geschäfts­zeile und den nach bishe­rigem Plan wegfal­lenden Parkplätzen.

Parkplatzverlust würde wirtschaftliches Risiko bedeuten

„Mit dieser Lösung ließen sich die Parkplätze erhalten, die sichere Nutzung der Straße für Radfahrer reali­sieren, der Autover­kehr einbremsen, der Busver­kehr unver­än­dert erhalten und die Bedürf­nisse der Fußgänger berück­sich­tigen. So würden man den Inter­essen aller gerecht werden können, und das Konzept der Veloroute würde deutlich an Akzeptanz gewinnen“, argumen­tiert Cord Rossow. Über die Kasta­ni­en­allee kommend gilt bis zur Hochstraße bereits jetzt schon Tempo 30. Von der Hochstraße bis zur Georg-Eckert-Straße wären es dann weitere rund 500 Meter mit Tempo 30 und Fahrrad­straße. Stadt­aus­wärts soll die Veloroute ab der Hochstraße ohnehin in das weitere Teilstück der Helmstedter Straße als Fahrrad­straße abzweigen. Damit wäre ein durch­gän­giges Verkehrs­kon­zept für den Innen­stadt­be­reich gewähr­leistet.

Forderung nach alternativen Lösungen

Aus Sicht der GaBS ließe sich Tempo 30 mit Blick auf die Praxis „Physio­lo­gicum M5“ in der Museum­straße, die „Kranken­gym­nastik am Wasser­turm“ in der Helmstedter Straße, die Senioren-Wohngruppe im gleichen Haus, die soziale Einrich­tung „Der Weg“, die Schüler der Martha-Fuchs-Schule (Kasta­ni­en­allee) sowie der Landwirt­schafts­schule (Hochstraße) recht­fer­tigen. Möglich wird dies durch eine Novelle der Straßen­ver­kehrs­ord­nung: Um den Entschei­dungs­spiel­raum (…) bei der Anordnung von Geschwin­dig­keits­be­gren­zungen an Haupt­ver­kehrs­straßen auf 30 km/h zu erweitern, werden Ausnahmen vom Erfor­dernis einer beson­deren Gefah­ren­lage (…) im Umfeld spezi­fi­scher Orte gewährt.

Unter­stüt­zung erhält die GaBS unter anderem vom Allge­meinen Deutschen Automobil-Club. Durch den Wegfall fast aller Parkplätze erwartet der ADAC unter anderem erheb­li­chen Parkdruck mit Suchver­kehr in den angren­zenden Neben­straßen der Wohnge­biete. „Um die Qualität für den Radver­kehr im Sinne einer Veloroute weiter zu verbes­sern, wäre eine Anordnung als Fahrrad­straße zu prüfen“, meint der ADAC. Eine derartige Variante wäre deutlich schneller, einfacher und auch kosten­güns­tiger umzusetzen.

Total
0
Shares
Prev
Alles korrekt oder „Vetternwirtschaft“?
Die Kreuzgangkonzerte Walkenried sind gut besucht

Alles korrekt oder „Vetternwirtschaft“?

SBK-Direktorin stellt Bruder als künstlerischen Leiter für Konzerte ein ●

Nächste
Großer Erfolg für Braunschweig
Dr. Gert Hoffmann (links) und Tobias Henkel 2017 vor der Villa Gerloff, dem Sitz der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz

Großer Erfolg für Braunschweig

Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz errichtet ● Hoffmann und Henkel

Das könnte Sie auch interessieren
Total
0
Share