Liegengelassener Unrat und Schmierereien sind ständige Ärgernisse
● Graffiti sind Sachbeschädigung
● Es drohen Haftstrafen
Braunschweigs neues Markenkonzept und Design ist fraglos gut gelungen. Neun unterschiedliche Motive zeigen die Stadt nur von ihrer besten Seite. Sie werden großflächig plakatiert, an Haltestellen, auf digitalen Bildschirmen und online in den sozialen Medien. „City of Lions“ („Stadt der Löwen“) heißt die neue Kampagne, die der Stadt internationales Flair geben, und national wie international als starken und lebendigen Standort sichtbar machen soll. Aber die Bürger dieser Stadt leben nicht in diesen Hochglanzwelten.
Sie sehen Graffiti, die nicht mehr entfernt werden, sie sehen verunreinigte Parks, in denen Menschen ihren Unrat gedankenlos liegen lassen, und sie sehen insbesondere in den Außenbezirken Unkraut sprießen, das niemanden großartig kümmert. Sauberkeit ist aber für die meisten Menschen ein sehr ernsthaftes Thema, fürs Image der Stadt übrigens auch.
Alltägliche Verwahrlosung: Müll, Graffiti und vernachlässigte Parks
Viele der ärgerlichen, das Stadtbild verschandelnden Verunreinigungen könnten allerdings vermieden werden, wenn der ein oder andere Bürger mehr Wertschätzung für seine Heimatstadt übrig hätte. Warum spucken manche Menschen ihre Kaugummis achtlos auf die Straße, schmeißen ihre Zigarettenkippen auf den Gehweg oder die Tüte einer Fast-Food-Kette einfach aus dem Autofenster? Da fehlt es schlicht an
Anstand.
Vorbildliche Initiativen: Die BSVG-Kampagne „Respekt verbindet“
Appelle gegen die Missachtung einfachster Regeln könnten auch eine Kampagne der Stadt vertragen, die wäre jeden Cent wert. Ein gutes Beispiel liefert die Braunschweiger Verkehrs GmbH (BSVG) mit ihren Durchsagen und ihrer Plakataktion „Respekt verbindet“. Darin wendet sie sich gegen Vandalismus, Vermüllung und Gewalt.
Aktuell ist die mangelnde Entfernung illegaler Graffiti durch die Stadt erneut in die Kritik geraten. Die Fraktionen von CDU, FDP und BIBS im Stadtbezirk Wabe-Schunter-Beberbach fragen sich in einer Presseerklärung sogar, ob die Stadt im Kampf gegen Schmierereien kapituliert habe. Die Problematik, die sich hinter der objektiv nachlassenden Reinigung verbirgt, ist das Auslaufen eines Beschäftigungsprogramms der Volkshochschule, mit dem Personen aus dem dritten Arbeitsmarkt der Sprung in den ersten ermöglicht werden sollte. Sie hatten bislang die Arbeiten erledigt.
Es hatte sich bewährt, die Verschmutzungen von öffentlichen Gebäuden möglichst schnell zu entfernen. Das ist neben straf- und zivilrechtlicher Verfolgung und Verurteilung ein wirksames Mittel gegen illegale Graffiti. Der Verein Graffiti Ex unterstützt private Immobilienbesitzer bei der Entfernung von Schmierereien auf ihren Objekten. Gegenwärtig säubert die Stadt auf ihren Gebäuden und Flächen lediglich noch Graffiti mit extremistischen oder sexistischen Botschaften.
Die Schmierereien sind keine Jugendsünde und kein Kavaliersdelikt, sondern Sachbeschädigungen, für die die Täter schadenersatzpflichtig sind. Eine Studie des Deutschen Städtetags kommt bundesweit auf eine Schadenssumme von rund 200 Millionen Euro pro Jahr durch illegale Graffiti. Sprayer, die erwischt werden, können 30 Jahre lang nach der Tat für zivilrechtliche Regressforderungen der Opfer belangt werden. Bei Verurteilung drohen im Rahmen der Jugendstrafe sogar sechs Monate bis fünf Jahre Haft.
Appell an die Gemeinschaft: Für ein sauberes und lebenswertes Braunschweig
Es sollte schnellstens die seit Jahren nicht mehr tagende Arbeitsgruppe wieder ins Leben gerufen werden, die aus Vertretern der Stadt, der Polizei, dem Verein Graffiti Ex und der Richard Borek Stiftung bestand. In Abstimmung mit den geschädigten Hausbesitzern und den Gerichten wurden damals schnell die Schmierereien entfernt und die Täter ermittelt.