Auf Augenhöhe mit Gauß, Raabe und Büssing?

Mathematiker Carl Friedrich Gauß, Schriftsteller Wilhelm Raabe, Unternehmer Heinrich Büssing und Dennis Schröder (v.l.) Fotos: gemeinfrei Wikipedia, Raabe-Gesellschaft, Archiv Eckhard Fischer, gemeinfrei Steffen Prößdorf
Mathematiker Carl Friedrich Gauß, Schriftsteller Wilhelm Raabe, Unternehmer Heinrich Büssing und Dennis Schröder (v.l.) Fotos: gemeinfrei Wikipedia, Raabe-Gesellschaft, Archiv Eckhard Fischer, gemeinfrei Steffen Prößdorf

Der in Braunschweig geborene Basketball-Star Dennis Schröder soll Ehrenbürger der Stadt werden

Dennis Schröder, Star der Sacra­mento Kings in der nordame­ri­ka­ni­schen Baskeball-Profiliga, ist ein heraus­ra­gender Spieler. Er führte die deutsche Natio­nal­mann­schaft als Kapitän 2023 zum Weltmeis­ter­titel und in diesem Jahr zum Europa­meis­ter­titel. Zurecht wurden die sport­li­chen Leistungen Schröders jeweils mit einem Empfang im Altstadt­rat­haus gewürdigt. Vor zwei Jahren trug sich der sympa­thi­sche und längst geerdete gebürtige Braun­schweiger ins Goldene Buch seiner Heimat­stadt ein. In diesem Jahr wurde die Sport­halle seiner ehema­ligen Schule, die IGS Franz­sches Feld, in Dennis-Schröder-Halle umbenannt. Im vergan­genen Jahr erhielt er zudem die Sport­me­daille der Stadt, die höchste Auszeich­nung der Stadt im Sport. Das ist eine Fülle an großar­tigen Ehrungen für einen jungen Sportler, dessen Karriere noch lange nicht beendet ist.

Seit 1838 nur 40 Ehrenbürger

Doch schon jetzt soll das nicht genug der Ehre sein: Der Star der Sacra­mento Kings wird Ehren­bürger werden, wenn der Rat der Stadt am 4. November mehrheit­lich zustimmt. Er wäre der erste Sportler und der mit Abstand Jüngste, dem diese Ehre zuteil­würde. In Braun­schweig wurde die erste Ehren­bür­ger­würde 1838 vergeben, seither sind es gerade einmal 40 sehr sorgsam ausge­wählte Persön­lich­keiten gewesen, die diesen Titel tragen dürfen. Das Kriterium für die Ehren­bür­ger­würde ist in Paragraph 29 des Nieder­säch­si­schen Kommun­la­ver­fas­sungs­ge­setzes geregelt. Sie kann an Personen verliehen werden, die sich für die Gemeinde besonders verdient gemacht haben.

Dennis Schröder stünde in einer Reihe mit dem Mathe­ma­tiker Carl Friedrich Gauß, dem Schrift­steller Wilhelm Raabe, dem Unter­nehmer Heinrich Büssing, dem großen Sozial­de­mo­kraten Otto Bennemann oder dem Holocaust-Überle­benden Sally Perel. Sie alle wurden für ihre großar­tigen Lebens­leis­tungen ausge­zeichnet. In diesem Zusam­men­hang stellt sich die Frage, ob die Ehren­bür­ger­würde für einen 32 Jahre alten Sportler trotz seiner bemer­kens­werten Identi­fi­ka­tion mit seiner Heimat­stadt wirklich (jetzt schon) angemessen ist?

Lahm-Vergleich hinkt

Nach der Verkün­dung des städti­schen Vorhabens, Dennis Schröder zum Ehren­bürger machen zu wollen, wurde als Vorbild dafür der ehemalige Fußball­spieler Philipp Lahm angeführt. Im Alter von 35 Jahren wurde er 2019 zu Münchens Ehren­bürger. Doch der Vergleich hinkt: Denn seine aktive Laufbahn hatte Lahm da schon zwei Jahre zuvor beendet. Als Kapitän hatte er den FC Bayern 2013 zum Champions-League-Titel geführt, absol­vierte insgesamt 517 Pflicht­spiele für den Rekord­meister, gewann mit dem Team acht deutsche Meister­schaften, sechs DFB-Pokale, dreimal den deutschen Supercup und einmal die FIFA-Klub-WM. Die Ehren­bür­ger­würde erhielt er für die großar­tigen Erfolge für einen Münchner Verein.

Fehlanzeige für Schumacher und Nowitzki

Lahm war Münchens erster und bislang einziger Ehren­bürger aus dem Sport. Andere Städte sind strin­genter bei der Verlei­hung ihrer höchsten Auszeich­nung für Sportler: Der sieben­fache Formel-1-Weltmeister Michael Schuma­cher ist kein Ehren­bürger von Kerpen, der ehemalige NBA-Champion Dirk Nowitzki nicht von Würzburg, die ehemalige Schwimm-Weltre­kord­lerin und Weltmeis­terin Franziska van Almsick nicht von Berlin. Selbst die Fußball-Licht­ge­stalt Franz Becken­bauer wurde die Ehre in München nicht gewährt. Und die achtma­lige Dressur-Olympia­sie­gerin sowie neunfache Weltmeis­terin Isabel Werth wurde wie Lahm erst nach ihrer aktiven Laufbahn im Alter von 55 Jahren zur Ehren­bür­gerin der Stadt Rheinberg.

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