SBK-Direktorin stellt Bruder als künstlerischen Leiter für Konzerte ein
● Stiftungsrat nicht eingebunden
● Rechtsaufsicht soll prüfen
Es ist eine Beauftragung im Hause der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, die in der Öffentlichkeit ein Geschmäckle hinterlässt: Die SBK-Direktorin Maria-Rosa Berghahn hat ihrem Bruder Antimo Sorgente nach der dritten Ausschreibung die künstlerische Leitung für die traditionsreichen Domkonzerte in Königslutter und die Kreuzgangkonzerte in Walkenried übertragen. Die beiden vorherigen Ausschreibungen waren ohne Ergebnis geblieben, obschon sich unter anderem eine große Braunschweiger Agentur beworben hatte. Hinter vorgehaltener Hand ist von „Vetternwirtschaft“ die Rede. Die SBK versichert dagegen, dass Compliance-Regelungen und rechtliche Vorgaben berücksichtigt worden seien.
Stiftungsrat außen vor
Nach der Berichterstattung in der Braunschweiger Zeitung wunderten sich selbst Mitglieder des Stiftungsrats über die Personalie. Sie waren nicht informiert, geschweige denn gefragt worden. Die Entscheidung für die Neubesetzung durch Sorgente sei ohne ein Zusammenkommen des Stiftungsrates gefällt worden, heißt es von einem Mitglied. Das ganze Verfahren der Auswahl bedürfe einer Überprüfung. Die Auftragsvergabe sei mindestens instinktlos gewesen und füge dem Ansehen der SBK einen Imageschaden zu. Dabei sei es unerheblich, ob Sorgente letztlich als künstlerischer Leiter erfolgreich sein könnte oder nicht. In der Pflicht sei nun die Stiftungsaufsicht, das Ministerium für Wissenschaft und Kultur mit Minister Falko Mohrs (SPD) an der Spitze.
Möglicherweise sei die Besetzung mit ihrem Bruder schon von längerer Hand geplant gewesen, vermutet der bisherige Leiter Thomas Krause. Er habe letztlich von sich aus den bestehenden Vertrag mit der SBK gekündigt, weil er gemerkt habe, dass die Chemie zwischen der umstrittenen Nachfolgerin von Tobias Henkel und ihm nicht passte.
Reaktionen und Forderungen
Für die Domkonzerte in Königslutter sei ihm der Etat um mehr als 70 Prozent zusammengestrichen worden. Und die Kreuzgangkonzerte in Walkenried waren ein großer Publikumserfolg. Es waren keine objektiven Gründe, die das Tischtuch zwischen Thomas Krause und der SBK zerreißen ließen. Die Vermutung liegt nahe, dass das so von der SBK-Direktorin Maria-Rosa Berghahn angestrebt worden war. Zwischen Krauses Kündigung und der ersten Ausschreibung der SBK für seine Nachfolge verging mehr als ein Jahr.
Die SBK hatte seinerzeit die Wahl Berghahns durch den Stiftungsrates begrüßt. Mit Maria-Rosa Berghahn gewinne die Stiftung eine Direktorin mit vielfältiger Erfahrung, Fachkompetenz sowie kulturellem und sozialem Engagement, hieß es. Berghahn war nicht die erste Wahl, vorherige aussichtsreiche Bewerber hatten der Stiftung abgesagt.